Beim Schulfest der Michaelischule am 24.9.2011 in der Kölner Südstadt hat
der Verein erneut ein dunkles Café veranstaltet. Es waren sehr viele Schüler und Lehrer dort und haben sich wiederum sehr gut im Dunklen unterhalten.
Blinde Flecken in Köln
Dagegen spricht die Ausstellung „Blinde Flecken“, in der es um hörbare
Lieblingsplätze geht. In künstlerisch feinen Hörbildern werden akustische Umwelten
hautnah erlebbar gemacht. Endlich findet die Welt Gehör!
bietende blinde Flecken. Sie haben die blinden Flecken der Gesellschaft erobert
und sich darin häuslich eingerichtet. Endlich Kunst, von der auch Blinde etwas
haben!
Ausstellung führt nicht nur die Welt von und für Blinde sondern eine auch für
sehende erfahrbare Welt vor Ohren. Ans Sehen gewöhnte Menschen dürfen sich an
das Ungewöhnliche herantasten, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Endlich
eine Ausstellung, die Sehenden einen anderen Zugang zu ihren eigenen blinden
Flecken gibt.
leeren Kaffeetassen wiederhallen. Ein Flecken im Wald, wo Mulden Geräusche
sammeln und Hügel Töne verstreuen. Eine Hütte hinten im Garten, in der die
Hände und die Phantasie eine Form aus einem Stein modellieren. 17
Lieblingsplätze sind über Kopfhörer in 10 Hör-Kabinen zu hören, 17 Texte buchstabieren
blinde Flecken für Auge und Hand. Mit Texten von Viola Reetz, Thomas Zwerina,
Monika Weinrichter, Heike Herrmann, Brigitte Gürck, Ernst Bloch, Michel Foucault, Maurice Merleau-Ponty,
Ausstellung Blinde Flecken vom 18. bis 28.05.2011 im Kölner Studio DuMont
Das künstlerische Rahmenprogramm:
- Vernissage mit Leslie Mader: Dienstag 17.5.2011 – Beginn 19:00 Uhr
Leslie Mader´s Markenzeichen ist ihre sehr filigrane und ausdrucksstarke Stimme. Ihr großes Repertoire reicht von amerikanischen Folksongs über Musicalstücke bis hin zu Arien und Kunstliedern.
- Lesung mit Viola Reetz & Thomas Zwerina: Samstag, 21.5.2011 – Beginn 18:00 Uhr
Viola Reetz ist Mitautorin des von blinden und sehbehinderten Schriftstellerinnen herausgegebenen
Hörbuches „Blinde Schönheit“. Die Autorin sagt „Ich schreibe für
jeden Geschichten, der es möchte. Worte können verzaubern – auf die eine oder
andere Weise.“Thomas Zwerinas „Nächtliche Tonblätter“ gehen stets lautlose Wege, zeichnen fotografisch durchwirkte
Bilder, Impressionen, fangen unausgesprochene Atmosphären, Stimmungen und
Gefühle ein. Sie mischen sprachlich
gerne die Sinneswahrnehmungen oder Realitätsebenen.
- Finissage mit Andrea Eberl & Robbie Sandberg: Samstag, 28.5.2011 – Beginn 18:00 Uhr
Andrea Eberl in concert mit Martin Burike am Piano. Andrea Eberls Texte haben eine Nähe
zum Menschen, die den Sehenden oft durch ihr Vorurteil des Blicks verwehrt bleibt. Ihre Lieder loten die Tiefen von Freundschaft und Nähe aus.Robbie Sandberg: Der blinde Hamburger Kabarettist präsentiert sein Programm, „Was Sie
schon immer über Sehende wissen wollten“. Das sehende Publikum wird
zu Blinden, denen Robbie Sandberg die Welt der Sehenden auf komische Weise erklärt.
Tango Sentido
Am Samstag, den 14.05.2011 von 12:30 bis 19:15 im Tango Colon
Die Teilnahme ist gratis
Der Verein Blinde und Kunst bietet blinden und sehbehinderten Menschen erstmals ein besonderes Erlebnis an:
Unter der Anleitung der renommierten TangolehrerInnen Ute Walter und Rolf Räbiger führt Tango sentido in die besondere Weise des argentinischen Tangos ein. Im Gegensatz zum Standard-Tango kommt es beim Tango Argentino nicht auf die präzise Nachbildung bestimmter tänzerischer Figuren an. Tango Argentino ist gänzlich improvisiert. Es gibt Grundregeln, aus denen Figuren in unendlichen Variationen kreiert werden können. Die Schritte sind wie die Wörter einer Sprache, die miteinander kombiniert werden.
Der Tango lebt von der subtilen Kommunikation zwischen zwei Tanzenden, die sich mit Respekt und emotionaler Offenheit begegnen. Innere Achtsamkeit und Sensibilität für sich selbst und das Gegenüber ist für die Qualität der Kommunikation entscheidend, um den besonderen Reiz dieses Tanzes erleben und ausdrücken zu können. Tango ist ein sozialer Tanz, den jede und jeder egal welchen Alters und Konfektionsgrösse lernen und tanzen kann und durch den wir eine aussergewöhnliche Verbindung zu anderen Menschen herstellen. Es erfordert keine vorherigen Tanzerfahrungen oder besonderes Talent.
Wir werden in dem Workshop mit dem Führen und Folgen vertraut, mit Haltung, Gehen, Rhythmus und werden dabei immer wieder die Entwicklung von Achtsamkeit in den Mittelpunkt stellen und das dialogische Prinzip des Tangos.
Am Nachmittag gibt es eine sogenannte Milonga, ein geselliges Tanzvergnügen, wo wir uns dem neuen Tanzgefühl hingeben können. Das gemeinsame Abendessen ist fakultativ von 19:15 bis 21:00 Uhr. Ab 21:00 Uhr wollen wir in der Öffentlichkeit Tango tanzen im Tango Colon.
Einzelanmeldungen sind ebenso möglich und willkommen wie Paaranmeldungen.
Ein Fahrdienst kann auf Wunsch organisiert werden.
Ort: Tango Colon, Vogelsangerstr. 350, 50827 Köln
Anmeldung bei Siegfried Saerberg, Tel.: 02296.90319, siegfriedsaerberg@gmx.de
Tango Sentido ist ein inklusives Tanzprojekt von Blinde & Kunst e.V und dem Sommerblut Kulturfestival im Rahmen des EU-Projekts OHRENBLICKE in Kooperation mit Ute Walter und Rolf Räbiger.
Zu den LeiterInnen:
Ute Walter, Diplom-Pädagogin, unterrichtet seit über 20 Jahren international Tango Argentino. Wissenschaftliche Forschung zu den eigenen Unterrichtsschwerpunkten ‘Tango und Dialog’, ‘Tango und Innere Achtsamkeit’, ‘Tango und Gender‘, langjährige Ausbildung und Erfahrung in verschiedenen Methoden zur Achtsamkeitsschulung, Führen und Folgen im Rahmen von Kommunikationstrainings und Führungskräfteentwicklung. Mitinitiatorin der inzwischen weltweit wachsenden Queer Tango Bewegung und Organisatorin des jährlich in Hamburg stattfindenden Internationalen Queer Tango Festival.
Rolf Räbiger, Studium Schauspiel- und Regie, Tanztherapie, Tai Chi, Akrobatik, Pantomime, Choreografie & Trainingsleitung verschiedener Theater- & Performancegruppen, intuitiver Bogenschütze und -lehrer, Tangotänzer und -lehrer, Untersuchungen zum Thema Intuition, Stressprävention, Gehirnhälftenintegration, Achtsamkeit, Gelassenheit und Zielführung, Behindertenarbeit, Initiator und Organisator des jährlich in Köln stattfindenden Queer Tango Festivals.
Presse: Gefühlte Eindrücke in der Kirche
Kölnische Rundschau, 31.01.2011
Projekt des Vereins „Blinde und Kunst“ in St. Georg am Waidmarkt
VON MIRA LANGEL
Wie kann ein Blinder Kunst für Gehörlose machen? Diese Frage beantwortete am Samstag der Verein „Blinde und Kunst“ in der Kirche St. Georg am Waidmarkt. Während der blinde Soziologe und Künstler Dr. Siegfried Saerberg schilderte, wie er den Innenraum einer Kirche ertastet und dabei die Glocken läuten spürt, übersetzte die Hörgeschädigtenpädagogin und Diözesanreferentin Dr. Julia Mergenbaum das Gehörte in die Gebärdensprache. Doch auch in die andere Richtung fand Kommunikation statt: In zwischendurch eingespielten Sprachbeiträgen schilderten Gehörlose ihre gesehenen und gefühlten Eindrücke in der Kirche. Saerberg erklärte seinen verblüfften Zuhörern, wie er und ein gehörloser Freund sich gegenseitig Kurznachrichten auf dem Handy schicken – im Zeitalter der Kommunikation natürlich nur eine Frage der Technik: Eine spezielle Software liest ihm einund ausgehende Nachrichten vor, seine Tastatur ist mit Blindenschrift ausgestattet.
Auf musikalischer Ebene gelang die Verständigung ebenfalls: Die blinde Sängerin Leslie Mader bezauberte durch eine virtuose Darbietung des Lieds „Amazing Grace“, das auch in Gebärdensprache übersetzt wurde, Melanie Noske spielte an der Orgel. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „Ohrenblicke – Radio von Blinden“ statt, das der Kölner Verein „Blinde und Kunst“, seit 2008 begleitet. Gefördert durch die EU arbeiten Blinde und Sehende dazu gemeinsam 30 künstlerische
Audioproduktionen aus, die über freie Medien im EU-Raum verbreitet werden. Der Vorsitzende des Vereins Raimund Ollinger erklärte, dass es ihm um die „Bewegung der Blinden vom Rand der Gesellschaft auf deren Zentrum zugehe.
So ist die akustische Darstellung von Kunst nur ein Schwerpunkt des von der EU geförderten Projekts „Ohrenblicke“, das auch die beruflichen Chancen von Blinden verbessern will.
Presse: Die Welt mit allen Sinnen sehen
WAZ, Mittwoch, 26. Mai 2010
Fangesänge, Trommeln, Schreie, Pfiffe, Jubel, Applaus. So klingt der Lieblingsplatz eines Menschen in der Ausstellung „Blinde Flecken“, die noch bis zum 29. Mai im Depot zu sehen ist: Der Verein „Blinde und Kunst“ will Sehende und Sehbehinderte einander näher bringen.
Das Stadion. Oder auch der Sessel, von dem aus eine laute Uhr zu hören ist. Oder der Bootssteg. Die Lieblingsplätze der Blinden- und Sehbehinderten, die für die Ausstellung befragt wurden, sind so facettenreich, wie die Menschen individuell. Ungewöhnlich ist allerdings die Art, wie die Besucher von diesen Orten erfahren können: Große, bunte Boxen können sie in der Mittelhalle betreten – und hören, wie es klingt, was andere lieben. Ein Plädoyer, die Welt nicht nur mit den Augen zu sehen.
„Es gibt so viele Unsicherheiten, was Blinde wahrnehmen können und was nicht“, sagt Arne Siebert vom Verein Blinde und Kunst. „Ich bin sicher, dass die Ausstellung dabei helfen kann.“ Er selbst liebt einen Park in Bonn, mag es, in Straßencafes Menschen zu hören. Orte sind für ihn ebenso wiedererkennbar, wie für Sehende. „Die Ruhrpottler sind klasse“, befindet er zum Beispiel über Dortmund.
Anregen möchte die Ausstellung auch, das Thema Blinde Flecken philosophisch zu betrachten – und damit bei sich selbst anzukommen.