WAZ, Mittwoch, 26. Mai 2010
Fangesänge, Trommeln, Schreie, Pfiffe, Jubel, Applaus. So klingt der Lieblingsplatz eines Menschen in der Ausstellung „Blinde Flecken“, die noch bis zum 29. Mai im Depot zu sehen ist: Der Verein „Blinde und Kunst“ will Sehende und Sehbehinderte einander näher bringen.
Das Stadion. Oder auch der Sessel, von dem aus eine laute Uhr zu hören ist. Oder der Bootssteg. Die Lieblingsplätze der Blinden- und Sehbehinderten, die für die Ausstellung befragt wurden, sind so facettenreich, wie die Menschen individuell. Ungewöhnlich ist allerdings die Art, wie die Besucher von diesen Orten erfahren können: Große, bunte Boxen können sie in der Mittelhalle betreten – und hören, wie es klingt, was andere lieben. Ein Plädoyer, die Welt nicht nur mit den Augen zu sehen.
„Es gibt so viele Unsicherheiten, was Blinde wahrnehmen können und was nicht“, sagt Arne Siebert vom Verein Blinde und Kunst. „Ich bin sicher, dass die Ausstellung dabei helfen kann.“ Er selbst liebt einen Park in Bonn, mag es, in Straßencafes Menschen zu hören. Orte sind für ihn ebenso wiedererkennbar, wie für Sehende. „Die Ruhrpottler sind klasse“, befindet er zum Beispiel über Dortmund.
Anregen möchte die Ausstellung auch, das Thema Blinde Flecken philosophisch zu betrachten – und damit bei sich selbst anzukommen.