Bericht einer außerirdischen Forschungsexpedition, nach einem Besuch auf der Erde.
Bei unserem Besuch im Sonnensystem Z73 F52809 fanden wir heraus, dass der Blaue Planet von einer uns sehr artverwandten Spezies bewohnt wird. Überhaupt muss die bio- und geologische Entwicklung des Planeten ähnlich der unseren verlaufen sein. Die einzigen Unterschiede zwischen unserer Rasse und den intelligenten Bewohnern des Blauen Planeten sind, dass einzelne Gruppen von ihnen sich auf noch völlig unterschiedlichen Entwicklungsstufen befinden, dass es viel mehr unterschiedliche Sprachen gibt als bei uns, dass sie ihrer Hautfarbe eine uns unbekannt gebliebene Bedeutung beimessen und dass sie durchschnittlich nur 3 viertel unserer Körpergröße erreichen. Die höchst entwickelten ihrer Art sind unserem technischen Standart schon recht nahe. Wir rechnen damit, dass sie in 150 bis 200 Sonnenumkreisungen unseren jetzigen Entwicklungsstufe erreichen werden.
Was uns befremdet hat, ist die seltsame Götterverehrung der Blauplanetarier. Die Götter unterscheiden sich zunächst kaum von den gewöhnlichen Bewohnern des Planeten. Sie bewegen sich teilweise anders und führen, wenn sie sich im Straßenbild zeigen immer einen weißen Stab mit sich, den sie auf eine bestimmte Weise vor sich herschwenken. Es muss sich dabei um eine Art Königszepter handeln. Aus einem uns unerklärlichen Grund haben die Götter des Blauen Planeten kein Sehvermögen. Einige tragen sogar gläserne Augen, die sie herausnehmen können, was ein fürchterliches Ritual zu sein scheint, da es die umstehenden Anbeter in Angst und Schrecken versetzt. Zu der Erkenntnis, dass es sich um Götter handelt, sind wir durch das Verhalten der gewöhnlichen Blauplanetarier gelangt. Wenn ihnen einer der Götter begegnet, laufen sie zu ihm hin, um ihn anzufassen. Wahrscheinlich versprechen sie sich eine segensreiche oder gar reinigende Wirkung davon. Es kann passieren, dass ein Gott sich über dieses impertinente Verhalten lautstark empört. In solch einem Fall bleibt der Frevler meist betroffen stehen und sieht dem Gott lange traurig nach. Oft stürmen mehrere auf einen der Götter ein und reißen sich förmlich darum, ihn anfassen zu dürfen. Auch wird Ihnen, wo immer sie sich zeigen, respektvoll Platz gemacht, wogegen man mit seines Gleichen im Allgemeinen recht rücksichtslos umgeht. Viele der Planetarier sehen den Göttern auch nur gebannt und andächtig nach. Es kommt vor, dass der Eine oder Andere dabei vor Ergriffenheit in Tränen ausbricht.
Einige der Götter tragen gelb leuchtende Binden mit 3 schwarzen Punkten am Arm. Das lässt uns vermuten, dass es eine Art Hierarchie unter ihnen gibt. Wahrscheinlich gehören diese Götter einer höheren Kaste an, was sie durch das Tragen der Binde mit den Punkten zum Ausdruck bringen. Wir fanden es erstaunlich, dass die Götter ganz normal am Leben der Planetarier teilnehmen. Außer den oben genannten Unterschieden im Auftreten und der Verhaltensform, sind uns keine nennenswerten Besonderheiten aufgefallen. Auch war nicht herauszufinden, was die Götter vermögen und über welche Macht sie verfügen. Es ist anzunehmen, dass sie die ersten Bewohner des Blauen Planeten waren und sich vor circa 30 bis 40.000 Sonnenumkreisungen die anderen Bewohner zum Ebenbild geschaffen haben, um von ihnen bedient zu werden. Allerdings haben die Götter, als sie ihren Kreaturen die Gabe des Sehens verliehen, nicht gewusst, welches Unheil sie damit über sich bringen würden. Wahrscheinlich wollten sie selbst nicht sehen, um die Vielseitigkeit ihrer Wahrnehmung nicht durch diesen dominanten Sinn einzuschränken. Andererseits wussten sie jedoch auch um den Vorteil des Sehvermögens und statteten ihre Geschöpfe damit aus um sich leistungsfähige Diener zu schaffen. Einige der Götter, die damit nicht einverstanden waren, zähmten sich gut sehende Tiere. Für diese Abtrünnigkeit nahm man ihnen allerdings das Privileg, das Zepter oder den Ritenstab tragen zu dürfen. Ihre Befürchtungen jedoch bewahrheiteten sich. Die Wirkung des Sehsinnes auf die Blauplanetarier, war verheerend. Sie berauschten sich an der Gabe, mit der sie gar nicht um zu gehen wussten. Die feineren Sinne verkümmerten und das Sehen wurde verherrlicht.
Der Grund weswegen die Götter heute noch angebetet werden, liegt vermutlich darin, dass im Unterbewusstsein der Blauplanetarier immer noch eine weit zurückreichende Ehrfurcht vor den ursprünglichen Herrschern des Planeten verwurzelt ist. Im Zuge einer allgemeinen Rückbesinnung auf spirituelle Werte gewinnen außerdem die einzig den Göttern verbliebenen edleren Sinne wieder an Bedeutung. Man schreibt ihnen magische Kräfte zu, ohne genau zu wissen, zu was sie befähigen.
Wir empfehlen, den Blauen Planeten zu Forschungszwecken unter Beobachtung zu behalten.
In der nördlichen Hemisphäre gibt es in der Nähe von bewohntem Gebiet Kornfelder, die sich hervorragend für die Landung eignen.